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Stephan Kloss: "Mein Bagdad-Tagebuch"

Das Tagebuch eines Krieges – und eines Kriegsreporters, das ist Stephan Kloss´ "Mein Bagdad-Tagebuch" zweifellos. Aber zu einem guten Buch gehört mehr. Denn hier findet der interessierte Leser rein statistisch 70 Seiten Tagebuchaufzeichnungen, die bereits unter www.mdr.de veröffentlicht wurden – damals zeitnah, als Ergänzung zu den sachlichen Nachrichtenmeldungen. Und Stephan Kloss versucht auf den restlichen Seiten, Hintergründe und weitere Ereignisse zu vermitteln. Leider bleibt es bei einem Versuch. Denn wie er selbst bemerkt: "Die Ursachen für den Krieg […] sind so komplex, dass dieses Buch nicht ausreichen würde, alles aufzuklären".

Sicher, der Autor gibt einige Details zur Arbeit während des Krieges preis: Die Gebühren, die die irakische Regierung für seine Tätigkeit einzog, dass sich kein Reporter an die Vorschrift hielt, seine Bänder zensieren zu lassen, seien an dieser Stelle erwähnt. Doch auf solche Informationen wartet der Leser die meisten Seiten vergebens. Zu selten gibt Stephan Kloss interessante Hintergründe weiter. Niemand hat gehofft, die gehüteten Reporter-Geheimnisse lesen zu können. Doch ein typischer Tagesablauf – das dürfte man doch von einem Tagebuch erwarten. Stattdessen liefert der Autor nur Bruchteile, die der Leser aus verschiedenen Tagen zu einem runden Bild zusammensetzen muss.

Immer wieder wird das mdr-Tagebuch unterbrochen durch die erläuternden Einschübe, in denen Kloss anscheinend genau an dieser Stelle unbedingt ein paar Sätze loswerden muss. So wiederholt er häufig Satzteile und Details, bis der Leser diese fast auswendig beherrscht. Auch der achtseitige Bildteil von Markus Matzel und der Gastbericht von Philippe Deprez, einem "embedded journalist", können Stephan Kloss´ Bagdad-Tagebuch nicht mehr in die Bestsellerliste verhelfen.

Fazit: Das Tagebuch konnte bereits ausführlich und zeitnah im Internet studiert werden. Für Leser, die Hintergründe und Einblicke erwarten, wird das Buch zu mager sein. Und der Lesefluss wird durch die Sprünge zwischen Tagebuch und Ergänzungen stetig unterbrochen. Vielleicht trifft ein Zitat von Stephan Kloss auch in dieser Hinsicht zu. Er erwähnte im Zusammenhang mit dem geringen Informationswert eines Schaltgespräches, das von Gefechtshandlungen unterbrochen wurde: "Irgendwie fühlte ich mich wie jemand, der an einem Rennen teilnehmen durfte, aber zweimal einen Fehlstart hingelegt hat."

Anja Fischer, 22.06.2003

Stephan Kloss: "Mein Bagdad-Tagebuch"
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 2003, 175 Seiten, 12 Euro, ISBN 3-596-16142-8.

Lesungen mit Stephan Kloss:

25.06.2003 - Buchhandlung S. Determann, Kramstr. 6-8, 74072 Heilbronn
01.07.2003 - 20.00 Uhr - Stadtbücherei/Pfortmühle, Sudetenstr. 1, 31785 Hameln
02.07.2003 - 20.15 Uhr - Wulfs Bücherbörse, Havelsenstr. 1, 30823 Garbsen
08.07.2003 - 19.30 Uhr - Bücher Köndgen, Werth 79, 42275 Wuppertal-Barmen
09.07.2003 - 20.15 Uhr - Droste Buchhandlung, Martin-Luther-Platz 26, 40212 Düsseldorf

Linktipp:
Das mdr-Tagebuch von Stephan Kloss.