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Der Faszination und den Schrecken des Krieges auf der Spur
Gilles Caron. Kriegsfotograf. 1970 verschwand er spurlos in Kambodscha. Bild: SWR/Contactpress.

Gilles Caron war Kriegsfotograf. Seine Bilder bewegten die Welt. 1970 dokumentierte der damals 30-jährige Franzose den Indochina-Krieg in Kambodscha. Am 5. April 1970 melden die Agenturen „Gilles Caron in Kambodscha verschwunden.“

Wie Caron verschwand, wo sein Schicksal endete und welche Motive er suchte, diesen Fragen stellt sich Johann Feindt in seinem Dokumentarfilm „Reporter vermisst“. Der Regisseur besucht Freunde, Kollegen und nicht zuletzt Marianne Caron, die Witwe des verschwundenen Fotografen. In Kambodscha begibt sich Feindt auf die letzten Spuren Carons. Und er spürt die Stimmung während des Krieges, den Drang der Kriegsreporter auf. Gleichzeitig beseitigt der Dokumentarfilm jedes Vorurteil, die Reporter seien zynisch, gefühllos und eigennützig. Denn aus den Erzählungen kann der Zuschauer entnehmen, wie hart der Beruf der Kriegsdokumentation ist. Für die Fotografen selbst. Und für die Angehörigen. Sie alle sind indirekte Kriegsopfer, auch oder gerade weil es die Fotografen immer wieder in die umkämpften Gebiete zieht.

Mehr als 30 Jahre nach dem Verschwinden Carons fällt es seinen Freunden noch immer sichtlich schwer, über die schreckliche Agenturmeldung und die Hintergründe zu sprechen. Mit dem Verschwinden Carons änderte sich ihr Leben. Der Zuschauer erfährt in tiefgründigen, aufrichtigen und sehr emotionalen Interviews, wie die Reporter mit der Last des Krieges umgingen. Und welche Folgen das Leben im Kriegsgebiet für die Seele hat. Denn für einige Fotografen endete die Sucht, das Elend zu zeigen, im Suizid.

Johann Feindt vermag den Bogen zwischen den bewunderten und gleichzeitig erschreckenden, aufrüttelnden Kriegsbilder und dem belastenden Leben mit dem gefährlichen Beruf zu spannen. Stilistisch brillant setzt der Regisseur Interviews, regelrecht heulende Hintergrundmusik und unkommentierte Szenen ein. Weder voyeuristisch noch anklagend bringt er dem Zuschauer den Antrieb und das Leid näher, mit dem die Fotografen und Reporter leben müssen und wollen. Denn die meisten zieht es immer wieder in die Kriegsreportage.

Der Dokumentarfilm entführt den Zuschauer für 60 Minuten in die Welt der Kriegsberichterstattung. Dabei gelingt es dem Regisseur, sein Publikum sensibel und doch auf sehr bewegende Weise in das Themengebiet einzuführen. Er zeigt Stärken und Schwächen des Berufes, ohne in bloßes Mitleid oder Sensationslust zu verfallen. Urteil: sehenswert.
(fan), 04.11.2003

Anschauen:
Der Dokumentarfilm von Johann Feindt wird am Sonntag, den 09. November 2003 um 21.15 Uhr in 3sat ausgestrahlt.