Sie gehen freiwillig in Kriegsgebiete, begleiten Truppen oder harren in umkämpften Gebieten aus. Kriegsreporter. Eine magische Kraft zieht sie in den Krieg. Ihre Bilder gehen um die Welt. Sie zeigen den Menschen, wie Leid und Kampf aussehen. Sie beschreiben die Zerstörung und die Hilflosigkeit der Zivilbevölkerung. Viele Reporter müssen den Drang nach Aufklärung und Information mit dem Leben bezahlen. Oder sie gelten mehr als 30 Jahre lang als vermisst. So geschehen mit Gilles Caron.
Filmemacher Johann Feindt begibt sich in „Reporter vermisst“ auf die Suche nach dem 1970 in Kambodscha verschwundenen Fotografen. Dieser wollte damals vom Indochina-Krieg berichten. Doch statt Carons Bildern bleibt nur die Erinnerung. Denn bis heute ist sein Verbleib unbekannt.
Gilles Caron war ein Mitbegründer der Fotoagentur Gamma. Ende der 60er Jahre war er einer der bekanntesten Kriegsreporter. Er fotografierte während des Sechs-Tage-Krieges im Nahen Osten. Seine Bilder vom Nordirland-Konflikt und dem Vietnam-Krieg wurden weltweit gedruckt.
Im Dokumentationsfilm kommen ehemalige Kollegen von Caron zu Wort. Viele von ihnen verfolgten ihren Beruf weiter. Aufgeben wäre in ihren Augen fast wie ein Verrat am verlorenen Mitarbeiter gewesen.
Brice Fleutiaux gehört zu den Fotografen, die von ihrer Arbeit erzählen. Der französische Fotograf geriet 1999 für acht Monate in tschetschenische Geiselhaft. Eine Protestaktion der internationalen Journalistenvereinigung „Reporter ohne Grenzen“ bewirkte seine Freilassung. Das Trauma der Gefangenschaft konnte Fleutiaux nie überwinden.
Der junge Fleutiaux ist nur ein Beispiel denn Kriegsfotografen sind meist alles andere als Sensationsjäger. Johann Feindt zeigt, wer die bewegenden Momente im Bild festhält. Er beschreibt die Charaktere hinter dem Objektiv. Der Dokumentarfilm entstand vor dem Beginn des Irak-Konfliktes. Doch in den vergangenen Monaten erhielten die Aufnahmen eine unglaubliche Brisanz.
(fan), 04.11.2003
Sendetermin:
So, 09.11.2003 - 21.15 Uhr 3sat
Dokumentarfilm, 60 Min von Johann Feindt Deutschland 2002